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23.08.2022 |  

Der Urbarer "Antonius Brunnen" wird 200 Jahre alt – Teil 3


Erbaut 1822 unter preußischer Verwaltung


Ausschlaggebend für die Errichtung des Brunnens war aber zunächst einmal die Entscheidung des Gemeinderats, für das Dorf eine ortsnahe Wasserentnahmequelle zu schaffen. Federführend, und daher auch namentlich im Basalt des Brunnenstocks eingraviert, waren wohl die damaligen Dorf-Schöffen (heutzutage vergleichbar mit einem Ortsvorsteher) "IOHAN HUPRATH" und "I LINCK". Die Planung und Ausführung der Baumaßnahme oblag der seinerzeitigen preußischen Kommunal-Verwaltung mit dem für Urbar zuständigen Bürgermeisteramt in St. Goar. Der damalige Bürgermeister H. Coll findet sich daher namentlich erwähnt (heute) auf der Rückseite des Brunnens. Als der Brunnen 1822 erstmals seinen Dienst aufnahm, war der Name des Bürgermeisters noch prominent auf der Vorderseite lesbar. Im Zuge späterer Umgestaltungen des Backes-Platzes muss dieser obere Brunnenquader wohl einmal gedreht worden sein, so dass heute der Name des Brunnen-Erbauers, und nicht des damaligen Bürgermeisters, über dem Löwenkopf zu lesen ist.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Name des besagten Bauleiters, eines gewissen H. Kuhl aus Koblenz, der offensichtlich die Aufsicht über den Wasserleitungs- und Brunnenbau inne hatte, im oberen Drittel des Brunnenstocks in französischer Sprache dargestellt ist. Die Inschrift lautet: "FAITPAR H KUHL DE COBLENCE" (gemacht/ausgeführt durch H. Kuhl aus Koblenz). Warum die Gravur in französischer Sprache ausgeführt ist, obwohl zum Zeitpunkt des Brunnenbaus im Jahr 1822 die kurze Urbarer Epoche als "französische Siedlung" unter napoleonischer Herrschaft bereits sieben Jahre vorüber war, darüber darf nur spekuliert werden. Aber immerhin werden wir dadurch noch heute daran erinnert, dass die Urbarer auch mal Franzosen waren.

Fortan sollte jedenfalls der "Antonius-Brunnen" für 88 Jahre der zentrale Wasserspender für die Urbarer bleiben. Durch den Brunnenbau wurde viel Schweiß und unnötige Zeit durch Wassereimer-Schleppen vermieden.

Thomas Muders



Weitere Informationen > Urbarer Blätter - Geschichte und Geschichten aus Urbar - Der Urbarer Antonius Brunnen wird 200 Jahre alt



Antoniusbrunnen